FANLADEN ST.PAULI

…mehr als ein Fanprojekt



Rückmeldung der Polizei Hannover

05.10.2010

Offener Brief an die Fanszene des FC St. Pauli
Verehrte Fans,
ich habe mich anlässlich der Spielbegegnung des FC St. Pauli gegen Hannover 96 am 01. Oktober 2010 vor dem Spiel in einem offenen Brief an Sie gewandt. Gerne möchte ich mich mit einigen Eindrücken und Erfahrungen nochmals an Sie wenden. Aus sportlicher Sicht ist es wohl unstrittig, dass die drei Auswärtspunkte nach Hamburg gegangen sind. Dazu auch meinen Glückwunsch!
Aus unserer Sicht war es angenehm festzustellen, dass die Fans des FC St. Pauli weit überwiegend unsere Anreiseempfehlungen und die sonstigen übermittelten Informationen nicht nur zur Kenntnis genommen, sondern ihren Anreiseweg und ihr sonstiges Verhalten danach ausgerichtet haben. Die Abläufe in der An- und Abmarschphase waren daher für uns leicht zu handhaben. Zu Störungen war es nach unserer Einschätzung nicht gekommen.Vielen Dank für Ihre Mitwirkung!
Dennoch möchte ich die Gelegenheit nutzen, um noch einige weitere Eindrücke zu übermitteln. Alles gut gelaufen? Als Gesamtfazit möchte ich diese Frage eindeutig mit ja beantworten. Bei der Betrachtung von Details bleibt es jedoch nicht aus, dass Einzelereignisse durchaus kritisch betrachtet werden müssen.
Wir haben Sie als Gäste in Hannover empfangen und stellen uns die Frage, wie Sie angesichts einzelner Vorkommnisse in einer vergleichbaren Situation wohl selbst gedacht und gefühlt hätten.
Versetzen Sie sich mal in folgende Situation: Sie veranstalten eine Party in Ihrer Wohnung. Sie haben eine umfangreiche Gästeliste und nicht alle Gäste sind Ihnen persönlich bekannt. Ihre gesamte Familie ist auch eingeladen und ist gespannt auf die eingeladenen Partygänger.
Die ersten Gäste stehen vor Ihrer Wohnungstür (Ankunft Sonderzug am Fischerbahnhof), die Stimmung ist gelöst und ein Teil der ankommenden Gäste spuckt Ihnen bei dem ersten Kontakt vor die Füße (ein Teil der Gastfans aus dem Sonderzug spuckt in Richtung Einsatzkräfte) danach betreten Ihre Gäste die Wohnung und stürmen in das Wohnzimmer, springen über Tische und Stühle (Überlaufen der Einlasskontrolle am Gastfaneingang durch eine kleinere Gruppe) um anschließend mitten im Wohnzimmer eine dicke Zigarre zu rauchen (Rauchpulver im Gastfanblock) ohne Rücksicht darauf, dass in Ihrer Wohnung eigentlich nicht geraucht werden soll und ohne Rücksicht darauf, dass ihre gesamte Familie gesundheitlich beeinträchtigt werden könnte.
Die geschilderten Eindrücke geben keinen Anlass dafür, den positiven Gesamteindruck in Frage zu stellen und im Verhältnis zu sonst diskutierten Vorkommnissen bei Fußballveranstaltungen sind sie auch nicht so gravierend. Unschön sind die erlebten Verhaltensweisen dennoch. Ich möchte weder als Moralapostel verstanden werden noch den mahnenden Zeigefinger erheben. Vielmehr möchte ich innerhalb der Fans eine Diskussion und Selbstregulierungsprozesse anregen. Wir selbst sind stets bemüht uns zu verbessern.
Eigenes Verhalten hinterfragen wir ebenfalls kritisch und bereiten Einsätze regelmäßig nach.
Für die von Ihnen übermittelten Informationen und Eindrücke zum Einsatzablauf möchte ich mich an dieser Stelle recht herzlich bedanken.
Mit freundlichen Grüßen Bernd Kirschning
Einsatzleiter der Polizei am Spieltag

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