Bereits seit Februar 1990 existiert der Fanladen St. Pauli unter dem Dach des Vereins „Jugend und Sport e.V.”. Ins Leben gerufen von aktiven Fans des FC St. Pauli und heute beheimatet in der Gegengerade des Millerntorstadions, wird im Bereich der Fanbetreuung auf Grundlage des „Nationalen Konzept Sport und Sicherheit” (NKSS) gearbeitet.
Grundelemente des Konzepts im Hinblick auf Fanprojekt-Arbeit bestehen in der gewaltpräventiven Arbeit mit jugendlichen Fußballfans. Daher ist der Fanladen St.Pauli Träger der öffentlichen Jugendhilfe und arbeitet unter den sozialarbeiterischen Aspekten der aufsuchenden und akzeptierenden Jugendarbeit.
Die hauptamtlichen Mitarbeiter*innen Maleen Schero, Julian Einfeldt, Nils Margner (Fanbeauftragter), Maria von Weyhe, Insa Kleimann, Jakob Reinhardt, Christoph Gimm (Praktikant), Aleen Solari (Fanbeauftragte in Teilzeit) und Paul Kreie (Fanbeauftragter und Fanbeauftragter für Menschen mit Behinderung) arbeiten als Sozialarbeiter*innen im Rahmen des Fanprojekts.
Auch wenn das Fanprojekt seine Arbeit unabhängig vom FC St. Pauli und dessen Vereinsstrukturen verrichtet, darf die Wirkung und Akzeptanz im Verein und seinem Umfeld nicht unterschätzt werden. Eine möglichst enge Kooperation mit allen relevanten Fangruppen und den Vertreter*innen des FC St. Pauli bilden ein Hauptkriterium der Arbeit und unterstützen die erfolgreiche Arbeit des St. Pauli-Fanprojekts.
Mehr als nur ein Fanprojekt – Freiraum Fußball
Schon aus seiner Entstehungsgeschichte heraus war und ist der Fanladen St.Pauli und sein Umfeld immer ein wenig mehr gewesen als eben nur das Fanprojekt gemäß dem NKSS. Der Fanladen kann als Geburtsort einer neuen Fankultur in Deutschland angesehen werden und gilt bis heute als eines der Vorbilder der alternativen/progressiven Fanbewegung. Es ist und war immer ein wichtiges Anliegen gewesen, den Fans eine Stimme zu verleihen und eine Möglichkeit zu schaffen, ihre Interessen im kommerziellen Dschungel des professionellen Fußballs zu vertreten. Sei es durch das erste deutsche Fan-Magazin der neueren Art, den „Millerntor Roar”, der noch heute als Urvater und Vorbild der deutschen Fanzinekultur gilt, oder durch die Mitbegründung der bundesweiten Faninitiative „Bündnis Aktiver Fußball Fans” (BAFF), dem internationalen Netzwerk Alerta oder durch die Organisation von Demonstrationen und Protestaktionen gegen die Phänomene eines immer mehr nur noch monetär geprägten Raumes.
Es kann nur das Ziel einer derartigen Arbeit sein, in diesem Umfeld Kommunikationsräume zu schaffen und Selbstinitiative zu stützen. Ohne die Fans, die diese Möglichkeiten nutzen, ohne die Eigeninitiative der Fans, den eigenen Kulturraum selbst zu gestalten, wäre auch der Fanladen nicht das, was er heute ist: Mittler zwischen Verein und Fans, tägliche Talkrunde, Infotisch, Frustabbauhilfe und Fanzentrale.
Fast nichts, was in der Fanszene auf St. Pauli geschieht, geht am Fanladen vorbei, fast keine bundesweiten Aktionen und Treffen laufen ohne den Fanladen ab, und auch die internationalen Kontakte sind vielfältig.
Mehr als 30 Jahre aktive Fanarbeit, vor allem von Fans für Fans, haben ein großes informelles Netzwerk geschaffen. Und nicht zuletzt die Bedeutung, die der Fanladen für den FC St.Pauli hat, zeigt, dass eine aktive Fanszene sich einen Stellenwert im eigenen Verein erarbeiten kann, die eben mehr ist als eine willfährige Masse an Konsumenten. Nämlich ein aktiver Teil des Gesamtvereins. Und so kann es auch in der Zukunft nur heißen: Räume schaffen, Selbstinitiative stützen und für die Fans das erreichen, was wirklich wichtig ist: entscheidender Teil einer Kultur zu sein.
Unsere zentralen Aufgaben sind vielfältig: wir sind an Heimspieltagen sowohl im Fanladen als auch auf der Straße sowie im Stadion ansprechbar. Wir organisieren und begleiten die Auswärtsfahrten per Bus, Bahn oder Sonderzug. Für Jugendliche unter 18 Jahren bieten wir neben unserem wöchentlichen Stammtisch-Angebot Sonderaktionen und betreute Auswärtsfahrten an. Bei den Aktionen und Fahrten der sogenannten Ragazzi U-18, welche immer taschengeldfreundlich gestaltet werden, gilt selbstverständlich Nikotin- und Alkoholverbot. Desweiteren organisieren wir Angebote für Mädchen und junge Frauen, Fanclub-Fußballturniere und -Delegiertenversammlungen, Fantalks und internationale Fanbegegnungen. Für die Kids aus dem Viertel gibt es unser kostenloses Straßenfußball-Projekt KiezKick. Darüberhinaus engagieren wir uns auf dem Feld der Erinnerungsarbeit und organiseren regelmäßig Gedenkstättenfahrten. Weiterhin sind wir Infostelle, Unterstützer sämtlicher relevanter Fangruppen, in allen relevanten Gremien rund um den FC St. Pauli vertreten, Betreuer:innen der inzwischen fast 600 weltweit organisierten Fanclubs des Vereins u.v.m… Unsere Arbeit orientiert sich eng an den Bedürfnissen der Fans und lebt auch von diesen und ihren Ideen.
Wir sehen uns als Vertreter:innen und kritische Beobachter:innen der Fans des FC St.Pauli, als „Anwält*innen” für die Fans bei Problemen mit dem Verein, Polizei, Ordnungsdienst oder Behörden und gleichzeitig als Vermittler:innen zwischen Fans und dem Verein. Wir sind für alle Fans offen und stehen bei Fragen, Problemen, persönlichen Notlagen, Herstellung von Kontakten oder Wünschen mit Rat, Tat und Unterstützung zur Verfügung.
Nutzt EUREN Fanladen im Bauch der Gegengerade, kommt unter der Woche oder vor und nach den Heimspielen vorbei. Besucht uns an Heimspieltagen auch vor dem Anpfiff und in der Halbzeitpause in unseren Räumlichkeiten in der Gegengerade und Südkurve.
Schnackt uns einfach an. Wir freuen uns auf euch!