FANLADEN ST.PAULI

…mehr als ein Fanprojekt



Zum Polizeieinsatz gegen St. Pauli-Fans in Leipzig

13.02.2025

Der Fanladen von außen.

„Die friedlichen und fußballbegeisterten Fans stellen mit Abstand die größte Gruppe im Fanreiseverkehr und am Veranstaltungsort. Sie sind unverzichtbare Partner gegen Gewalt und für mehr Sicherheit. […] Im Rahmen des Reisemanagements bestellen die Vereine möglichst Sonderzüge oder nutzen die Möglichkeiten des Entlastungsverkehrs.“ (Auszüge aus dem Nationalen Konzept Sport und Sicherheit)

 

Bei Ankunft und Abreise des Sonderzuges mit St. Pauli-Fans zum Spiel in Leipzig kam es zu polizeilichen Maßnahmen am Leipziger Hauptbahnhof, bei denen Fans verletzt worden sind. Wir möchten dies im Folgenden aus unserer Sicht als gewaltpräventiv arbeitendes, sozialpädagogisches Fanprojekt kurz einordnen:

 

Ein Sonderzug mit Fans ist eine konfliktarme Art, die Anreise zu Fußballspielen zu organisieren. Insbesondere bei aus der Fanszene selbst organisierten Sonderzügen kümmern sich Fans um die Infrastruktur ihrer eigenen Anreise und sind um einen möglichst reibungslosen Ablauf bemüht. Zudem reist, wegen der hohen Kapazität der Züge, stets ein recht großer Querschnitt der Anhänger*innenschaft gemeinsam an.

 

Ein Einsatz wie in Leipzig, bei dem die Sonderzugfahrenden aufgestoppt, eng begleitet, videographiert und teilweise aus der Menschenmenge heraus festgesetzt werden, macht Sonderzüge als Anreiseweg allerdings unattraktiv. Insbesondere sofern es um den teils Jahre zurück liegenden Einsatz von Pyrotechnik geht, im Regelfall eine Ordnungswidrigkeit, deren Verfolgung dem Opportunitätsprinzip, nicht dem Strafverfolgungszwang unterliegt, lässt dies Maßnahmen, die in und gegen eine Menschenmenge durchgeführt werden, unverhältnismäßig erscheinen.

 

Zudem treffen Einsätze in einer Menschenmenge durch eine polizeiliche Einsatztaktik, die darauf ausgelegt ist, sich durch unmittelbaren Zwang (heißt rückübersetzt aus dem Amtsdeutsch: Schubsen, Faustschläge und Tritte) Raum für Maßnahmen zu verschaffen, nahezu unvermeidlich auch unbeteiligte Fans. Dadurch wiederum steigt das Risiko für Solidarisierungseffekte, die zu weiteren „lagetypischen“ Straftaten führen können, angefangen bei Beleidigungen und Widerstandsdelikten.

 

Mittelfristig wird dies Fans auf andere Reisewege ausweichen lassen und auf Reisewege, die der Polizei und den Vereinen nicht vorab bekannt sind. Dies kann im Interesse keiner spieltagsbeteiligten Partei sein: Aus unserer Sicht wäre daher in Zukunft in vergleichbaren Situationen Zurückhaltung geboten, um Präventionsziele nicht unnötig zu gefährden. Zum Dialog darüber, zum Beispiel auch im Rahmen des „örtlichen Ausschusses Sport und Sicherheit“ (ÖASS), stehen wir selbstverständlich zur Verfügung. Fans, die im Nachgang Unterstützungsbedarf haben, rufen wir auf, sich bei uns und der Braun Weissen Hilfe zu melden.

 

Fanladen St. Pauli, Februar 2025

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