FANLADEN ST.PAULI

…mehr als ein Fanprojekt



NIE WIEDER!

Veröffentlicht am: 09.11.2020

Zum diesjährigen Gedenken an die Pogromnacht vor 82 Jahren haben wir als Fanladen heute Blumen vor der Gedenktafel auf dem Harald-Stender-Platz niedergelegt. NIE WIEDER! Kein Vergeben und kein Vergessen! Ein Tipp für einen virtuellen Rundgang heute Abend:


Fanhilfe wirkt – Polizei scheitert vor Gericht

Veröffentlicht am: 06.11.2020

Zwei Jahre nach dem „Bielefelder Kessel“ hat die BRAUN-WEISSE HILFE einen Rückblick und ein (Zwischen-)Fazit zu den Vorfällen veröffentlicht. Fanhilfe wirkt…

 

 

„Rückblick auf den Bielefelder Kessel 2018

 

„Am 04.11.2018 reisten ca. 300 Sankt Pauli Fans zum Auswärtsspiel nach Bielefeld.“ (PM Braun-Weisse Hilfe) Auf der Fahrt dorthin setzte die Polizei im geschlossenen Zugabteil exzessiv Pfefferspray und Schlagstöcke gegen reisenden St.Paulianer*Innen ein. In Bielefeld angekommen, folgte eine sechsstündige Freiheitsberaubung im polizeilichen Kessel. Den Betroffenen wurde der Gang zur Toilette verwehrt, die Versorgung mit Speisen und Getränken untersagt und die Personalien schlussendlich unter Zwang festgestellt. Den Ursprung bildete hier ein vermeintlicher Verstoß gegen die Hausordnung der Deutschen Bahn – eine Ordnungswidrigkeit. Auf den Tag genau berichteten wir vor zwei Jahren über den skandalösen und unverhältnismäßigen Einsatz der Bundes- und Landespolizei. Doch was ist daraus geworden?

 

In der Folge erstattete der FC St. Pauli mit Unterstützung der Braun-Weissen Hilfe (PM FC St. Pauli) Anzeige gegen die Einsatzleitung, welche nach kurzer Zeit fallengelassen wurde. Ebenso wurden die von Amtswegen eingeleiteten Verfahren wegen Körperverletzung im Amt gegen die Beamten, die in der Bahn Pfefferspray einsetzten, eingestellt. Hingegen erhielten über 30 St. Pauli Fans diverse Ermittlungsverfahren, welche uns die letzten zwei Jahre beschäftigten. Heute können wir sagen, dass niemand der Betroffenen der bisher abgeschlossenen Ermittlungsverfahren rechtmäßig verurteilt wurde – die Verfahren endeten mit Einstellungen und Freisprüchen. Die Tatvorwürfe erwiesen sich bisher somit als juristisch nicht haltbar.

 

Doch trotz dieses juristischen „Erfolges“ bleibt die Beschneidung fundamentaler Rechte von ca. 300 betroffenen Menschen. Die am Bielefelder Hauptbahnhof Gekesselten wurden schlicht ihrer Freiheit beraubt und in „Sippenhaft“ genommen. Die Einschränkungen der persönlichen Freiheitsrechte, die erfahrenen Demütigungen sowie der Verlust der eigenen körperlichen Unversehrtheit wirken bei den Betroffenen bis heute nach. Sie prägen das Verhältnis zur Polizei nachhaltig. Ein Verhältnis, welches sich an jedem Spieltag, ob im Kleinen oder Großen, immer wieder verfestigt, an denen sich Fußballfans konstant mit eskalativer Polizeikultur konfrontiert sehen.

 

Zu diesem Verhältnis trägt der Polizeiapparat selbst bei; an jedem Spieltag werden aufs Neue durch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Polizei sowie deren Berufsvertretungen die eigenen Handlungskompetenzen gerechtfertigt und erweitert. Der (polizei)-politische Wille, entsprechende Spieltagsbegleitungen auch zukünftig zu rechtfertigen, bedarf dabei einer einfachen sowie wirksamen Strategie. Fußballfans werden als gemeinhin kriminell und gewalttätig deklariert und zu einem Bild stilisiert, welches selbstverständlich eine strikte Behandlung der Polizei erfordert. Dazu werden von der Polizei selbst Gefahrenlagen durch solche Einsätze wie in Bielefeld geschaffen, die dazu führen diverse Ermittlungsverfahren eröffnen zu können. Ermittlungsverfahren, welche wiederum in die Polizeistatistiken einfließen ohne das ihr Ausgang berücksichtigt wird. Die Polizeistatistiken dienen dann als (Argumentations)Grundlage neuer zukünftiger Gefahreneinschätzungen.

 

Der „gewalttätige Fußballfan“ wird also immer in Teilen von dem Polizeiapparat selbst gestaltet und reproduziert. Diese Strategie dient einerseits dazu das Bild des „gefährlichen Fußballfans“ in der öffentlichen Wahrnehmung zu verstärken und schafft andererseits die Legitimation für die Institution Polizei, auch zukünftige, unverhältnismäßige Einsätze durchführen zu können. Konsequenzen für das eigene Handeln haben Polizist*Innen in der Regel weder vor Ort noch auf Entscheidungsebene zu befürchten. Das wird sich nicht ändern, solange eine Fehlerkultur in der Polizei nicht existiert und Kolleg*Innen Fehlverhalten verschweigen oder decken. Exemplarisch zeigt sich das an den schnell abgewiesenen Ermittlungsverfahren gegen die Beamten, die im Zug Richtung Melle wahllos Pfefferspray versprühten.

 

Dennoch zeigt der positive Ausgang aller bisher abgeschlossenen Verfahren einmal mehr wie wichtig entschlossenes, kollektives und solidarisches Handeln ist! Daher sagen wir danke! Danke für die unterschiedlichste Unterstützung! Danke für die zahlreichen Spenden! Danke im Namen aller Betroffenen von Bielefeld.

Auch wenn bald die letzten Verfahren abgeschlossen sind, geben wir als Braun-Weisse Hilfe keine Ruhe und unterstützen weiterhin mehrere Klagen, um die Rechtswidrigkeit dieses Einsatzes gerichtlich bestätigen zu lassen.

Stellen wir uns auch weiterhin gemeinsam einer repressiven Polizeipraxis entgegen! Bleiben wir solidarisch! Sankt Pauli hält zusammen!

 

Braun-Weisse Hilfe, Hamburg, den 4.11.2020″


Nach dem KSC-Spiel Fanladen virtuell geöffnet

Veröffentlicht am:

So traurig sieht es im Fanladen aus. Wir vermissen euch! Machen wir das Beste draus. Am Sonntag nach dem Spiel (ca.15:30h) virtuelle Fanladen-Öffnung via Zoom. Gönnt euch ein Kaltgetränk und schaltet ein zum Talk übers Spiel: zoom.us/j/91216787267 Nutzt euren Fanladen DIGITAL

Fanladen erstmal geschlossen

Veröffentlicht am: 02.11.2020

Liebe Leute,
derzeit sind unsere Regelöffnungszeiten vorübergehend ausgesetzt – für ein Virus endlich unter Kontrolle.

Es tut uns ja auch leid und der Corona-Nonsens-Content hier droht uns auszugehen, aber:

Aufgrund des rasanten Anstiegs der Infektionszahlen mit CoVID 19 lassen wir den Fanladen für den normalen Betrieb geschlossen.

Wir bieten weiterhin den U18-Stammtisch am Donnerstag an und bei Problemen mit staatlichen Behörden, Bürokratie, Jobcenter, ausuferndem Home Drinking oder Quarantäne sind wir natürlich weiterhin für Euch erreichbar. Telefonisch unter der Woche zwischen 12 und 18 Uhr unter 040-4396961 oder per Mail unter info@stpauli-fanladen.de. Einzeltermine bleiben nach Absprache per Mail möglich!

St. Pauli, scheiss Corona, wir ham davon genug!

Eure Fanladenhoschis


Bildungsfahrt nach Terezin

Veröffentlicht am: 29.10.2020

In den letzten Jahren konnten wir bereits viele eindrückliche Momente bei den Gedenkstättenfahrten sammeln, die der Fanladen angeboten hat. An den beiden letzten Bildungsfahrten in die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau nahmen über 40 Menschen teil, die kürzeren Fahrten in die Gedenkstätte Bergen-Belsen waren ebenfalls gut besucht. Nun nahmen wir uns vor, einen neuen Blick auf den Nationalsozialismus und konkreter auf eine andere Art Konzentrationslager  zu werfen und entschieden uns Anfang des Jahres – zusammen mit dem Historiker Andreas Kahrs, der uns zuvor schon  begleitete – das erste Mal die Gedenkstätte Theresienstadt zu besuchen. Nun machte die pandemische Lage uns im März einen Strich durch die Rechnung und wir verschoben das Ganze auf unbestimmte Zeit.

 

Im Sommer zeichnete sich dann ab, dass ein kleines zeitliches Fenster für die Fahrt möglich war, so dass wir mit einer 15-köpfigen Gruppe die Fahrt noch im September antreten konnten.  Mit der Bahn ging es Richtung Prag, in Terezin waren wir im Parkhotel untergebracht. Der Name verspricht hier jedoch deutlich mehr, als angenommen. Dazu vielleicht später noch etwas mehr…

 

Eindrücklich ist Terezin mit seiner Geschichte vor allem, da es keine klassische Gedenkstätte ist, in die man rein und auch rausgehen kann. Terezin ist ein eher beschauliches Garnisionsstädtchen in der Nähe von Prag, dessen historische Zeugnisse teilweise immer noch zugegen sind. Als Beispiel zu nennen  die Beschriftung der Nazis an den Hauswänden mit den Straßennamen. Ein komisches Gefühl kommt ebenfalls auf, wenn man bedenkt, dass das heutige Parkhotel damals als SS-Kameradschaftshaus genutzt wurde, in der heutigen Bank die SS-Kommandatur war und der Marktplatz Schauplatz des größten inszenierten Propagandafilms des NS-Regimes war. Sich in der Stadt zu bewegen verlangt einem in dem Sinne viel ab, als das man heutige Realität mit den Realitäten abgleichen muss, die für die in der Stadt gefangen gehaltenen Menschen galten. Die unmenschlichsten Lebensbedingungen, die Möglichkeit von dort in eines der umliegenden Vernichtungslager weiter deportiert zu werden oder vor Ort durch Hunger, Krankheit und Elend zu sterben ist für uns heute nach wie vor unvorstellbar, aber löst noch unterschiedlichste Gefühle aus.

 

Die Erkundung der Stadt und damit verbunden ihre Funktion für die Nazis war wesentlicher inhaltlicher Teil der Fahrt. Durch das eigene Entdecken in Kleingruppen sowie eine Führung mit einem Guide und der Unterstützung von Andi, erschlossen wir uns immer mehr Aspekte.  Der zweite zentrale inhaltliche Teil der Fahrt bezog sich auf „Sport in Theresienstadt“. Hier sei angemerkt, dass es solchen und solchen Sport gibt. Der Propagandafilm der Nazis machte sich den Fußball in Theresienstadt zunutze und verkaufte ein Spiel als Normalität und als Zeugnis für die vermeintlich vernünftige Unterbringung der Menschen. Tatsächlich wurde in Theresienstadt Fußball gespielt, es gab eine Liga von verschiedenen Gewerken und das Fußballspielen war von der SS auch gestattet. Dennoch muss man hier konstatieren, dass natürlich auch das Fußballspielen durch bestimmte Arten von „Privilegien“ ermöglicht wurde. Diejenigen, denen fast in Gänze Nahrung verwehrt war, Kranke und Alte konnten selbstverständlich nicht daran teilnehmen. Das Spiel war also nur einem kleinen Kreis von Gefangenen möglich und kann daher eben auch nicht als Normalität im Ghetto Theresienstadt verstanden werden. Wer sich inhaltlich weiter damit auseinander setzen möchte, sollte sich den Film „Liga Terezin“ anschauen – jedoch auch hier mit einem kritischen Auge (die offizielle Seite zum Film inkl. Trailer findet ihr HIER ).

 

Die inhaltlichen Diskussionen, die sich bis in die recht späten Abendstunden zogen, können hier in diesem Rahmen nicht adäquat wiedergegeben werden. Die Fahrt war geprägt von Widersprüchen, neuen Erkenntnissen und wie immer mit noch mehr Fragen, als man eh schon hatte.  Glücklicherweise haben wir uns auch bei dieser Fahrt als Gruppe sehr gut zusammengefunden und vieles miteinander teilen können.

 

Daher möchten wir uns an dieser Stelle zunächst bei Andi bedanken, der das Programm wie immer fachgerecht für uns aufbereitet und eine große Bereicherung für die Fahrten ist! Ebenso ein herzliches Danke an die interessierten Teilnehmer_Innen der Fahrt, die ihr diese zu einer weiteren, besonderen Bildungsreise mit dem Fanladen gemacht habt! Last but not least ein Danke an den Spendenbeirat und den FCSR, die diese Fahrt finanziell unterstützt haben!

 

Euer Fanladen


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